Der Name Darmstadt

Dieser Beitrag ist der erste einer neuen Reihe, die zum Ziel hat, verschiedene in diesem Blog zu findende Informationen besser zu bündeln, übersichtlicher zu machen und zu aktualisieren. Allzu sehr ins Detail wird dabei aber nicht eingegangen werden können.

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Die Ironie des Darmund

Es hatte seinerzeit hauptsächlich zwei Gründe, weshalb ich begann, mich mit der Stadtgeschichte Darmstadts zu beschäftigen. Der eine war ein sehr persönliches Interesse an der Geschichte der Hexenverfolgungen und meine Verwunderung darüber, warum ein an sich sehr populäres Thema in Darmstadt nie eine Rolle gespielt hat, obwohl es zumindest einen gut dokumentierten und im Detail sehr interessanten Fall gibt.

Ich hatte damals schriftstellerische Ambitionen und recherchierte den Fall als Grundlage für einen Roman, den ich schreiben wollte, den ich aber nach einigen Monaten wieder aufgab. Auch dafür gab es viele Gründe, einen, den ich mit der Öffentlichkeit teilen kann, ist, dass ich feststellen musste, dass ich zwar ganz gerne einmal historische Romane lese, diese stilistisch aber zu limitiert finde und mich nicht befähigt sah, erfolgreich neue Stilmittel in das Genre einzuführen. Weniger hochtrabend ausgedrückt: Auf Dauer langweilen mich historische Romane.

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Verteilung der -Stat-Orte

Als kleinen Nachtrag zum vorherigen Beitrag habe ich mir mal die Mühe gemacht und markiert, wo und in welcher Häufung in Deutschland Ortsnamen auftauchen, die ursprünglich auf das Suffix -stat endeten. Das Ganze war ein bisschen mühselig, weil wie findet man die Orte überhaupt? Wikipedia ist recht hilfreich, da es dort Listen von Städten und Gemeinden nach Bundesländern sortiert gibt. Da kann man schnell mal durchsuchen, wo der Ortsname passt. Es ist aber schon schwierig, eingemeindete Orte zu finden, manchmal gibt’s dazu Listen, manchmal nicht. Und Wüstungen fallen ohnehin ganz raus. Somit ist diese Übersicht selbstverständlich unvollständig. Außerdem könnten kleinere Lücken und kleinere Anhäufungen auch durch diese ungenaue Arbeitsweise entstanden sein (mal mit Ortsteilen, mal ohne, mancherorts wurde mehr eingemeindet, anderenorts weniger, etc.).
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Überlegungen zu den Parallelen zwischen Südhessen und der Wetterau

Ich habe immer wieder versucht Parallelen zu ziehen zwischen den -Stadt-Orten Südhessens und jenen in der Wetterau. Dabei habe ich die Hypothese aufgestellt, dass diese -Stadt-Orte keine simple Siedlungstätigkeit widerspiegeln, sondern einen strategisch-militärischen Hintergrund in der Zeit des fränkisch-alemannischen Konflikts haben könnten, bspw. als kleine militärische Wachposten, die vielleicht mit Leuchtfeuern wichtigere Stützpunkt vor Angriffen warnen konnten.

Sinn macht das aber nur, wenn man eine zentrale Befestigung hat, in der man für solche Fälle die sehr begrenzte Anzahl an Truppen zusammenziehen kann. In der Wetterau gibt es diesen Punkt: den Glauberg. Dieser war nicht nur Standort der keltischen Höhensiedlung, für die er heute so berühmt ist, sondern später stand dort auch die Höhensiedlung eines alemannischen Kleinkönigs, die noch später durch eine fränkische Großburg ersetzt wurde.
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Kartengestöber – mit Nachtrag

Kristof hat die südhessische Straßenkarte von 1575 hochgeladen. Diese Karte kannte ich zwar schon seit geraumer Zeit, allerdings in geringerer Auflösung.

Diese Karte gehört aus verschiedenen Gründen zu den interessantesten überhaupt. Ein Grund ist, dass wir auf der Karte die älteste bildliche Darstellung Darmstadts überhaupt finden, auch wenn die Darstellung als schnelle Skizze nur wenig aufschlussreich ist.

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Früheste Siedlungsstruktur in Eberstadt

Die ersten Häuser Eberstadts scheinen nicht, wie man spontan vielleicht annimmt, am Markt gelegen zu haben, sondern bei der Kirche entlang der bogenförmig verlaufenden heutigen Odenwaldstraße im Bereich zwischen Heidelberger- und Ringstraße. Es war also vermutlich ein Reihendorf entlang der Überlandstraße (Karten dazu am Ende des Artikels).

Das ist für Darmstadt selbst insoweit sehr interessant, als die heute verschwundene Langegasse, die ich (im Gegensatz zu einigen – aber nicht allen! – Historikern) für den alten Überlandweg halte, an dem das ursprüngliche Dorf entstanden ist, einen ganz ähnlichen Verlauf hatte. Auch der jenseits des Baches, außerhalb der Siedlung liegende Marktplatz ist eine auffällige Parallele zwischen Darmstadt und Eberstadt.

Die naheliegende Erklärung dafür ist, dass der Marktplatz in beiden Orten erst entstanden ist, als die Grundstruktur des Dorfes schon seit längerem stand. Es ist zu vermuten, dass die ersten Häuser ungeplant entstanden sind und die Erweiterung mit Marktplatz dann geplant. In Darmstadt ist das eigentlich auch nachweisbar, denn der Marktplatz entstand wohl im Zuge des Baus der Wasserburg und dem damit einhergehenden Baus von Burgmannenhöfen rund um den Marktplatz. In Eberstadt war der Anlass vielleicht der Bau der Wildhube, was hier natürlich auch den oft herangezogenen, mystischen Wildhübner namens Ebar als Ortsgründer ausschließen würde, weil das Dorf demnach da ja schon längst existierte. Auch entspricht diese Reihenform des Dorfes nicht mal annähernd den Vorgaben einer Wildhube!

Interessant ist auch die Kirche. Ist diese unnatürliche S-Form der Straße der Sanddüne geschuldet, auf der die Kirche steht und die man beim Bau der Straße umgehen wollte? Oder verlief die Straße ursprünglich gerade und wurde erst mit dem Bau der Kirche verlegt? Beides ist möglich, ich vermute aber letzteres, denn verlängert man die heutige Büschelstraße vor der Kurve stur geradeaus, trifft man ziemlich genau auf die Odenwaldstraße und hat somit jene Kreuzung der Verkehrswege, die schon die Römer genutzt haben, wobei ich annehme, dass auch die Kurve der alten Bergstraße (heute Seeheimer Straße) erst mit der Anlage der Heidelberger Straße entstand und die Bergstraße ursprünglich geradeaus weiter verlief. Die Kurve der Odenwaldstraße ist dann so zu erklären, dass es darum ging, eine geeignete Stelle über die Modau zu finden. Derselbe Grund dürfte den Verlauf der Langegasse in Darmstadt bestimmt haben, dort halt, um eine geeignete Stelle über den Darmbach zu finden. Vielleicht ging es bei der Anlage dieser Dörfer also um die Kontrolle dieser Brücken, z.B. für die Erhebung von Zöllen?

Wenn es nicht darum ging, die Sanddüne zu umgehen, dann ist die Kirche erst deutlich nach dem Dorf entstanden. Gab es dann überhaupt ursprünglich eine Kirche? Ein Pfarrer in Eberstadt (und damit indirekt auch eine Kirche) ist erst ab dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Meine Vermutung ist ja, dass die auf -stat endenden Orte überwiegend von Alemannen gegründet wurden, die in der Anfangszeit der fränkischen Herrschaft im Gegensatz zu den christlichen Franken noch überwiegend heidnisch waren. Trotz der starken Bemühungen zur Christianisierung konnten die fränkischen Oberherren diesen kleinen, aus vermutlich weniger als 10 Höfen bestehenden alemannischen Dörfchen keinen eigenen Pfarrer samt Kirche bieten, weshalb diese von den originär fränkischen Siedlungen wie beispielsweise Bessungen aus kamen.

Was bei dieser Siedlungsstruktur natürlich etwas fraglich wird, ist meine Vermutung, dass die -stat-Orte ursprünglich militärisch-strategische Gründe gehabt haben könnten. Etwas, das ich aus der Art der Verteilung dieser Orte in Südhessen, viel deutlicher aber noch in der Wetterau geschlossen habe. Ich glaube nicht, dass sich an solchen militärischen Stellungen Reihendörfer bilden würden, sondern eher Haufendörfer. Die Anlehnung an eine Zollstation zur Kontrolle einer Brücke über die Modau dürfte da wahrscheinlicher sein. Wenn die Idee mit militärischen Stellungen nur nicht so schön elegant Vieles erklären würde, müsste man sie an dieser Stelle verwerfen. Zumindest muss aber überdacht werden, wie ein Reihendorf in diesem Zusammenhang erklärbar ist. Da fällt mir spontan nichts ein.

Allerdings muss man auf der anderen Seite auch sagen, dass die häufig herangezogenen Wildhübner als Ortsgründer dadurch keineswegs wahrscheinlicher werden, im Gegenteil, eine Wildhube war, was Größe, Struktur und selbst was die notwendigen Wirtschaftsgebäude betrifft, klar strukturiert und vom König/Kaiser vorgegeben. Ein Reihendorf passt da nichts ins Bild.

eberstadt1 eberstadt2 eberstadt3

(Links: Ausschnitt aus einer Karte von 1850/51, Mitte: zu vermutender ursprünglicher Straßenverlauf, Rechts: Straßenverlauf heute).

Die historische Karte habe ich – mal wieder – so bei Kristof Doffing gefunden (Link). Dafür gebührt ihm ein großes Dankeschön. Es ist aber auch nach wie vor unverständlich, warum eine Privatperson in seiner Freizeit es auf die Reihe bekommt, für das Internet historische Karten in hoher (!) Auflösung anzubieten, die offiziellen Stellen bei Stadt und Land aber nicht. Das ist zwar zugegebenermaßen in den letzten Jahren deutlich besser geworden, aber als ich versuchte zu recherchieren, wann die Eberstädter Kirchstraße ihren Namen erhalten hat, hätte ich mir bei dem Versuch, auf einem entsprechenden Digitalisat auf dem Server des Archivinformationssystems Hessens (Arcinsys) Straßennamen zu entziffern, beinahe die Augen ruiniert. Warum macht man sich die Mühe, eine Karte zu digitalisieren, deren Scan dann nahezu unbrauchbar ist?

Überlegungen zur Wildhube

Das Dreieicher Weistum von 1338 erwähnt die im Wildbann Dreieich befindlichen Wildhuben. Von vielen dieser Wildhuben wird angenommen, dass sie die Keimzellen der Orte gewesen sind, die ihren Namen tragen, darunter auch Darmstadt, das nach einem Darmund benannt sein soll, der der erste Wildhübner des Ortes gewesen wäre. Die Wildhube soll am Standort des Schlosses gestanden haben. Damit wäre Darmstadt zur Versorgung der Wildhube entstanden. Gelegentlich ist auch zu lesen, dass die frühen Einwohner der südhessischen Orte Bedienstete der jeweiligen Wildhübner gewesen wären.

Ich halte diese Idee für nicht sehr überzeugend. Zu viele Dinge passen da nicht zusammen. Schon die uneinheitliche Benennung der Huben spricht eher dafür, dass diese Ortsnamen vor der Einrichtung der Huben existierten und die Huben nach den Orten benannt wurden, nicht umgekehrt. In Darmstadt wird die Wildhube als noch existierend erwähnt in einer Zeit, als am Standort des Schlosses bereits eine Wasserburg stand, also keine Wildhube.

Ich vermute den Standort der Wildhube eher in Kranichstein. 1399 wird dort das Einsiedel-Rod erwähnt, aus dem sich danach in knapp 200 Jahren das heutige Jagdschloss Kranichstein entwickelte. Im Gegensatz zum Darmstädter Schloss ist dadurch eine konstante Nutzung für den Jagdbetrieb, also der Hauptaufgabe der Wildhuben, zumindest bis ins 14. Jahrhundert zurück nachweisbar.

Zwei Dinge, die diese Auffassung stützen könnten, sind mir nun aufgefallen.

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Darmund & seine Freunde – Tiere, Sachen und Personen – Überlegungen zu Ortsnamen in Hessen

…ich hab mal versucht, ein paar Überlegungen zusammenzufassen. Ist mir allerdings nur bedingt gelungen, es holpert an einigen Stellen noch ziemlich. So ganz bekomme ich meine Gedanken noch nicht zu einer schlüssigen Argumentation zusammen. Es ist also eher das Zwischenergebnis des Findungsprozesses einer Argumentation, der sicher noch einige Jahre andauern wird… 

Nachdem ich nach langem Suchen endlich einen Beleg dafür gefunden habe, dass es den Namen Darmund, der angebliche Name des Ortsgründers von Darmstadt, bei den Franken bereits im Frühmittelalter gegeben hat, stellt sich nun natürlich die Frage, ob diese Hypothese doch richtig ist, Darmstadt also von einem Franken namens Darmund gegründet wurde.

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Im Norden Frankreichs hat er sich versteckt…

Okay, irgendwie hat es mir keine Ruhe gelassen. Ich habe wirklich Dutzende von Veröffentlichungen gelesen, die einen Darmund als Ortsgründer Darmstadts angeben, aber keine, wirklich gar keine davon belegt, dass es diesen Namen überhaupt gegeben hat. Einige sagen sogar ausdrücklich, dass der Name nur im Ortsnamen Darmstadt nachweisbar wäre! Auch die Nachschlagewerte bzgl. althochdeutscher Personennamen führen keinen Darmund oder ähnlichen Namen auf, es sei denn mit Bezug auf den Ortsnamen Darmstadt, also als Rekonstruktion, nicht als Beleg.

Der Punkt, an dem man sich zu viel mit so was beschäftigt, ist wohl gekommen, wenn man die Gegenargumente zu den eigenen Thesen selbst finden muss. Hat zugegebenermaßen ein bisschen was von einem Selbstgespräch. Nach langem Suchen habe ich jetzt aber ein Dokument gefunden, das einen „Darmundus“ für das Jahr 708 belegt. Dieser scheint damals im Norden des heutigen Frankreichs erheblichen Grundbesitz gehabt zu haben, im Kerngebiet der Franken also. Da der Mann da nicht erst 8 Jahre alt gewesen sein wird, gab es den Namen spätestens im 7. Jahrhundert bei den Franken.

Bleibt aber das Problem, dass das -stat-Suffix gar nicht fränkisch zu sein scheint, und dass unser „Darmundus“ im eher galloromanischen Sprachraum gelebt hat. Der Wildhübner bleibt in jedem Fall Blödsinn.

*Daru-munðaż

Heinrich Tischner, der sich schon seit vielen Jahren intensiv mit den Ortsnamen in Südhessen auseinandersetzt, hat seine durchaus originelle Erklärung für den Ortsnamen Darmstadt als Stätte am Eichenberg jetzt verworfen und nimmt nun ebenfalls einen Personennamen an: *Daru-munðaż (link), was im Prinzip Darmund entspricht.
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