Bessungen

Bessungen wird erstmals im Jahr 1002 urkundlich erwähnt. Es war der Hauptort der Grafschaft Bessungen, zu der auch Darmstadt gehörte. Gegründet wurde es vermutlich zur Zeit der fränkischen Landnahme irgendwann zwischen dem 6. und dem 8. Jahrhundert n. Chr. Der Name des Ortes könnte auf einen Sippennamen zurückzuführen sein, der sich auch in Orten wie beispielsweise Nieder- und Ober-Bessingen in der Nähe von Gießen erhalten hat. Vermutet wurde auch ein konkreter Ortsgründer mit Namen Bezzo.

Nach dem Bau der Wasserburg in Darmstadt im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts verlor Bessungen an politischer Bedeutung. Die einst hervorgehobene Stellung prägte den Ort jedoch noch über Jahrhunderte hinweg. So besaß Bessungen eine größere Gemarkung als viele andere Orte der Gegend und einen damit einhergehenden großen Waldbesitz. Auch bildete Bessungen zusammen mit Darmstadt noch lange ein gemeinsames Zentgericht. Dort hatten die Darmstädter Schöffen zwar eine 2/3-Mehrheit. Da Darmstadt aber stetig wuchs und Bessungen ein kleines Dorf blieb, war der Einfluss der Bessunger Schöffen im Verhältnis zur Bürgerzahl noch lange überproportional. Der Galgen des Gerichts stand auf Bessunger Gemarkung und wurde auch noch genutzt, als in der frühen Neuzeit weitere Richtstätten auf Darmstädter Gemarkung entstanden.

Bessungen litt allerdings auch immer unter der großen Nähe zu Darmstadt. Während kriegerischer Auseinandersetzungen war es völlig ungeschützt und leichtes Ziel von Angreifern, die die Versorgung der Stadt schwächen oder einfach im „Vorbeigehen“ leichte Beute machen wollten. Während der Sickinger Fehde 1518 wurde Bessungen zunächst geplündert und musste anschließend einen nicht unerheblichen Teil der Kosten tragen, die der Landgraf Franz von Sickingen zusagte, damit dieser die Belagerung beendete. Ähnliches geschah 1546 während des Schmalkaldischen Kriegs.

Den 30-jährigen Krieg hätte Bessungen beinahe nicht überstanden. Das Rathaus wurde niedergebrannt, das Dorf geplündert und die Bewohner willkürlich getötet. Wer sich nach Darmstadt retten konnte, starb dort meist an der Pest. Die Einwohnerzahl sank auf höchstens 50 Personen.

Im 18. Jahrhundert erholte sich das Dorf weitestgehend. Hinzu kam eine vermehrte Bautätigkeit des Landgrafen, der in dieser Zeit unter anderem die Orangerie anlegen ließ und für neue Arbeitsplätze sorgte. Weinberge entstanden und zeitweise existierte an den Steinbrüchen am Herrgottsberg eine eigene Siedlung. Auch wenn die Behausungen wohl nur provisorisch waren, hatte die kleine Siedlung einen eigenen „Waldbürgermeister“ und einen eigenen Gastwirt.

Nachdem Landgraf Ernst Ludwig Mitte der 1720er Jahre das Geld ausging, verlangsamte sich diese Entwicklung zwar und führte dazu, dass beispielsweise das Orangeriegebäude nie fertig gestellt wurde, dennoch entstanden weiterhin Gebäude und prägende Anlagen wie der in den 1770ern geschaffene Prinz-Emil-Garten.

Im 19. Jahrhundert wuchs das bis dahin noch eher kleine Darmstadt explosionsartig. Weil attraktive Bauplätze in Darmstadt bald rar wurden, zogen immer mehr Darmstädter nach Bessungen, bis die beiden Siedlungen anfingen, an ihren Gemarkungsgrenzen zusammenzuwachsen. Eine Eingemeindung Bessungens war naheliegend, doch die Diskussionen darüber zogen sich lange hin. Vor allem die alteingesessenen Bessunger waren misstrauisch. Neubürger wurden als „Reu’geschmuggelte“ bezeichnet, um die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat zu ändern. Derweil wurde der bis dato aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse kaum genutzte westliche Teil der Gemarkung für das Militär erschlossen. Die Wohnbauten der Militärangehörigen sind der Ursprung der heutigen Wohneinheiten in diesem Bereich.

1888 wurde Bessungen dann aber schließlich doch Darmstadt eingemeindet und ist heute vollkommen mit Darmstadt zusammengewachsen.

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