30-jähriger Krieg

Die Rolle Hessen-Darmstadts im Dreißigjährigen Krieg war eine besondere, denn der protestantische Landgraf Ludwig V. schlug sich auf die Seite des katholischen Kaisers, weshalb Ludwig den Beinamen „der Getreue“ erhielt. Darmstadts Nähe zum übermächtigen Kurmainz dürfte hierbei eine Rolle gespielt haben, vor allem aber der Streit mit Hessen-Kassel um das sogenannte Marburger Erbe (die ehemalige Landgrafschaft Hessen-Marburg) ließ Ludwig zum Kaiser halten. So sprach der Reichshofrat das Erbe dem Darmstädter Landgrafen zu.

1622 griff Graf Ernst von Mansfeld die Landgrafschaft an. Mansfeld stand im Dienste des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, einem der Hauptgegner des Kaisers. Mansfeld verwüstete und plünderte die Landgrafschaft, die ihm militärisch wenig entgegenzusetzen hatte. Landgraf Ludwig geriet für mehrere Wochen in Gefangenschaft, bis ihn Graf von Tilly, der Heerführer der Katholischen Liga, befreien konnte.

Dennoch verliefen die ersten Kriegsjahre in Darmstadt relativ entspannt. Als 1630 die Schweden in den Krieg eintraten, änderte sich dies jedoch massiv. Der mittlerweile regierende Landgraf Georg II. verließ die faktisch nicht verteidigungsfähige Stadt, um sich im weit besser geschützten Gießen zu verschanzen. Ende 1631 ist das Gebiet um Darmstadt von den Schweden besetzt.

Im Winter 1632/33 gab es den ersten massiven Pestausbruch, kaiserliche Truppen marschierten in Hessen-Darmstadt ein und wollten die Schweden vertreiben, doch dem Einmarsch der mit Schweden verbündeten Franzosen, die Darmstadt im Januar 1635 besetzten, konnten die Kaiserlichen nicht viel entgegensetzen. Die umgebenden Dörfer wurden teilweise niedergebrannt. Um nicht zu erfrieren, verheizten die Schweden und Franzosen alles, was irgendwie aus Holz war, einschließlich Weinpfähle und Fensterläden. Die Befehlshaber hatten längst die Kontrolle über ihre Truppen verloren. Brandschatzungen, Raub, Plünderungen, Vergewaltigungen, Misshandlungen, Mord, die ganze Palette menschlicher Abscheulichkeiten musste die Bevölkerung in dieser Zeit erdulden, was sich auch nicht änderte, nachdem am 13. Februar 1635 die Franzosen und die Schweden abzogen und von kaiserlichen Truppen ersetzt wurden.

In den ersten sechs Wochen des Jahres 1635 starben etwa 600 Menschen in Darmstadt an der Pest, mit steigender Tendenz. Am Ende des Jahres sind 2.200 Opfer zu beklagen.

In den nächsten Jahren entspannte sich die Lage nur sehr langsam. Gegen Ende des Krieges brach dann auch der Konflikt um das Marburger Erbe noch einmal aus und führte zum sogenannten Hessenkrieg, von dem Darmstadt allerdings nicht direkt betroffen war.