Heiner

Als Heiner werden gebürtige Darmstädter bezeichnet, die noch den unverfälschten Darmstädter Dialekt beherrschen, das „Heinern“. Alternativ gibt es auch noch Kriterien wie, dass man mit Woogswasser getauft sein muss, was aber aufgrund der Seltenheit schon seit längerem nicht mehr vorausgesetzt bzw. symbolisch aufgefasst wird.

Die Herkunft des Namens ist ungeklärt. Verschiedene Spekulationen reichen von der Ableitung von dem Personennamen, über den Ortsnamen eines im 30-jährigen Krieg verschwundenen Dorfes (das faktisch aber gar nicht existierte) bis hin zu einer regionalen oder missverstandenen Variante des Begriffs Hüne. Auch eine Ableitung von einem französischen Begriff wäre denkbar. So geschah es zum Beispiel mit dem Begriff lapin im benachbarten, heute eingemeindeten Bessungen, deren Bewohner Lapping genannt werden. Heiner waren ursprünglich halbstarke Schlägertypen, Heiner könnte dann vom französischen haineux (hämisch/boshaft/gehässig) abgeleitet sein.

Das grundsätzliche Problem ist, dass es für keine dieser Spekulationen konkrete Hinweise gibt. Der Heiner als generische Bezeichnung für Bewohner der Altstadt taucht unvermittelt in einem Gerichtsprotokoll aus dem Jahr 1872 auf. Es gibt bislang keinen Beleg für eine frühere Verwendung, auch wenn man aus diesem Protokoll schließen kann, dass der Begriff bereits einigermaßen geläufig gewesen sein muss. Ab den 1880ern wird er immer häufiger verwendet, überwiegend offenbar in einer Persiflage der ursprünglichen Bedeutung für gewalttätige Bewohner der Altstadt, bis er schließlich zu einer Art Ehrenbezeichnung alteingesessener Darmstädter wird.

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