Gedankenfetzen zum Krieg (7)

Der deutsche Journalismus hatte bis zu seiner Abberufung eine seltsam unkritische Haltung gegenüber Andrij Melnyk, dem Klaus Kinski der internationalen Diplomatie. Selbst als es Polen, die für die Ukraine ein zu wichtiger Partner sind, zu bunt wurde, blieb die Kritik in der deutschen Presse relativ verhalten. Nicht wenige bedauerten sogar Melnyks Abberufung, sagten, dass er fehlen wird und er ja eigentlich nur einen einzigen Fehler gemacht hätte. Hört da wer „jeder verdient eine 2. Chance“ heraus?

Dabei war Melnyks Bandera-Verehrung ja kein Geheimnis. Und die historische Bewertung Banderas hat sich in den letzten Wochen auch nicht geändert.

Aber das war ja bei Weitem nicht alles. So sagte Andrij Melnyk nach Ausbruch des Krieges: „… alle Russen sind Feinde für die Ukraine im Moment“.

Echt alle? Mehr als 100 Millionen Menschen? Alles Feinde? Egal, wie sie zu dem Krieg stehen? Ob sie im tiefsten Sibirien leben und auf den Krieg so viel Einfluss haben wie ein Rentier? Ein Urteil allein aufgrund einer Staatsangehörigkeit oder ethnischen Zugehörigkeit? Menschen, von denen nicht wenige nach wie vor in der Ukraine leben? Es brauchte seine Bandera-Verehrung nicht, um bei ihm faschistoide Züge zu erkennen.

Und dennoch scheint er bei Journalisten bewundernde Faszination auszulösen.

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