Waldkolonie

Die Waldkolonie entstand ab 1911 als Eisenbahnersiedlung. Nach dem 1. Weltkrieg siedelten sich südlich des Dornheimer Wegs zudem heimkehrende Soldaten und Vertriebene an. Gleichzeitig lag die Waldkolonie im französischen Besatzungsgebiet und konnte nur mit Passierschein von Darmstadt aus erreicht werden. Auch deshalb war die Waldkolonie faktisch autonom von Darmstadt. In der Anfangszeit bauten die Bewohner ihre Nahrungsmittel nahezu vollständig selbst an. Waren des täglichen Bedarfs wurden direkt in den Wohnhäusern verkauft. Viel mehr als Bauplätze ausschreiben, konnte die Stadt in dieser Zeit nicht tun.

In der Zeit des Nationalsozialismus veränderte sich die Siedlung nachhaltig. Die relative Autonomie wich einer vollständig zentralisierten Planung. Es entstanden deutlich günstigere Wohneinheiten, die die Bevölkerungsstruktur stark veränderten. 1935 taucht erstmals der Name Waldkolonie auf, zunächst nur für die neu erbauten Häuser im Harras.

Nach dem 2. Weltkrieg entstand eine weitere Siedlungszelle im Bereich der Michaelisstraße und des Akazienwegs. Die Randlage war eher unattraktiv und so zog es dort zunächst nur sozial Schwache hin. Die Bewohner lebten vor allem vom Schrotthandel. So wie die Mornewegstraße zum Synonym für Prostitution wurde, wurde der Akazienweg zum Synonym für einen sozialen Brennpunkt. Ein Stigma, das das Viertel etwa seit den 1990ern ablegen konnte.

Heute ist sowohl Darmstadt als auch Weiterstadt nahe an die Waldkolonie herangewachsen, so dass sie ihren Charakter als abgelegene Wohnsiedlung im Wald verloren hat. Das zur Waldkolonie zählende Europaviertel, in dem sich unter anderen das ESOC befindet, trägt neben der GSI in Wixhausen entscheidend zur Einordnung Darmstadts als Wissenschaftsstadt bei.

Hinterlasse einen Kommentar