Vorläufiges Endergebnis (und kleine, oberflächige Blitzanalyse)
8. März 2016 4 Kommentare
Es hat sich ausgezählt:
Grüne: 29,7% (-3,2%)
CDU: 18,2% (-6,6%)
SPD: 17,2% (-4,1%)
AfD: 9,2%
Uffbasse: 7,7% (+1.2%)
Die Linke: 6,8% (+2,9%)
FDP: 5,3% (+2,1%)
Uwiga: 3,7% (+0,2%)
Piraten: 1,8% (-1,1%)
Die PARTEI: 0,3%
Verglichen mit dem Trendergebnis haben die Grünen leicht verloren, was zu erwarten war. Es ändert aber nichts daran, dass sie klar die Wahlsieger sind. Die CDU bleibt nahezu gleich, die SPD erholt sich ein klein wenig, ist aber immer noch jenseits von gut und böse. Uffbasse macht noch mal ordentlich was gut, die Linke, FDP, Piraten, Uwiga und Die PARTEI leicht. Am auffälligsten ist aber die Veränderung bei der AfD, die 3 Prozentpunkte und damit mit Abstand am meisten verliert. Das war einigermaßen zu erwarten und hängt wohl damit zusammen, dass Proteststimmen ja Stimmen gegen alle anderen sind. Da macht allzu viel Panaschieren natürlich nicht viel Sinn und so war die AfD bei der Auszählung der reinen Listenkreuze deutlich überrepräsentiert.
Die erste Lektion können sie dann auch gleich lernen: Wahlen sind erst entschieden, wenn die Stimmen ausgezählt sind. Nach dem Trendwahlergebnis tönte die Darmstädter AfD nämlich was von sie wären der Wahlsieger, die unangefochten viertstärkste Kraft, nur 2,5% hinter der SPD und „schmale 5%“ hinter der CDU. Jetzt zeigt sich, die CDU ist 9% weg, die SPD 8%, viertstärkste Kraft sind sie zwar, aber mit zwei Sitzen mehr als Uffbasse oder Die Linke würde ich das nicht als unangefochten sehen. Und Wahlsieger sind sie sowieso nicht, das sind trotz Verlusten die Grünen, deren Politik jetzt ganz ohne Fukushima-Effekt und gleichzeitige OB-Wahl offenbar vom Wähler bestätigt wurde. Die AfD hat dagegen jetzt in einem Parlament mit 71 Mitgliedern (voraussichtlich) 7 völlig isolierte Sitze. Politisch erreichen können sie absolut nichts. Wahlsieger sehen anders aus.
Möglich, dass die AfD letztendlich dafür verantwortlich ist, dass es für Grün-Schwarz nicht mehr reicht. Doch die Folge davon ist lediglich, dass eine weitere Liste mehr Einfluss in der Stadt gewinnt, je nach dem, wen sich die Grünen und die CDU als dritten Partner raussuchen. Und wenn man mal so die Möglichkeiten durchschaut, bleiben da eigentlich nur Möglichkeiten, die der AfD sicher nicht schmecken. Und wenn dann deren Wähler erst mal merken, dass Flüchtlingspolitik gar nicht in einem kommunalen Parlament entschieden wird, wird es vielleicht auch den AfD-Stadtverordneten bald dämmern, dass sie gar nicht gewählt wurden, sondern einige Bürger lediglich ihren Ärger über etwas zum Ausdruck gebracht haben, was der Magistrat der Stadt Darmstadt gar nicht zu verantworten hat.
Das Interessante am Wahlergebnis ist tatsächlich, dass Grün-Schwarz keine Mehrheit mehr hat. Mit wem gehen sie also zusammen? Es wird schon fleißig spekuliert und momentan deutet das meiste auf Uffbasse. Sicher ist das freilich noch nicht, zumal da ja auch Uffbasse erst mal mitspielen muss. Andere Möglichkeiten werden schwierig: der SPD hat Partsch schon vor dem Wahlergebnis eine Absage erteilt. Da hängt wohl noch zu viel aus der Vergangenheit nach. Und die CDU wäre von so einer Konstellation sicher auch wenig begeistert. Die FDP wäre zwar sicher für die CDU eine Option, die Grünen haben da aber ebenso sicher Hemmungen, weil die gescheiterte Ampelkoalition noch nicht so lange her ist und es für die Grünen als Wahlsieger wenig Grund geben dürfte, sich im Verhältnis zu der CDU zu schwächen. Ist aber gut möglich, dass diese Option trotzdem zur Sprache kommt und sei es nur, um bei den Verhandlungen mit Uffbasse Druck aufbauen zu können.
Mit den Linken zusammenzugehen, macht die CDU sicher nicht mit. Die Uwiga wäre rechnerisch zwar auch möglich, aber das wäre eine ganz knappe Mehrheit und vor allem bei den Grünen dürfte es da auch persönlich schwer mit einer Zusammenarbeit werden. Bleibt also wie gesagt nur Uffbasse.
Ergebnisse nach Stadtteilen
DA-Mitte
Grüne: 32,9% (+0,7)
CDU: 16,5% (-6,8)
SPD: 16,0% (-6,1)
AfD: 7,4%
Uffbasse: 8,4% (+1,4)
Die Linke: 8,3% (+4,2)
FDP: 5,3% (+1,8)
Uwiga: 2,2% (+0,4)
Piraten: 2,6% (-2,2)
Die Partei: 0,4%
In der Stadtmitte gibt es keine nennenswerten Unterschiede zum Gesamtergebnis. Die geringen Unterschiede sind leicht nachvollziehbar. In der Mitte der Stadt sind die etablierten Parteien natürlich präsenter, Probleme werden hier schneller öffentlich thematisiert als in der Kirchtannsiedlung, was dann zur Folge hat, dass sich der Bürger bei aller Unzufriedenheit zumindest ernstgenommen fühlt. Deswegen ist die AfD hier schwächer und deswegen konnten die Grünen ihr Ergebnis von vor 5 Jahren sogar noch leicht verbessern. Dass die Uwiga hier deutlich schlechter abschneidet, ist ein strukturelles Problem, Uwiga ist in der Kernstadt schon seit langem quasi bedeutungslos. Das sieht man daran, dass sie im Vergleich zu vor 5 Jahren ja sogar etwas zugelegt haben und trotzdem 1,5% unter ihrem Gesamtergebnis sind.
DA-Nord
Grüne: 36,9% (-5,0)
CDU: 11,7% (-2,9)
SPD: 14,6% (-4,5)
AfD: 8,1%
Uffbasse: 11,0% (+0,5)
Die Linke: 9,6% (+4,6)
FDP: 3,5% (+1,5)
Uwiga: 1,9% (-0,3)
Piraten: 2,4% (-1,4)
Die Partei: 0,4%
Mit „Nord“ ist hier natürlich der Norden der Kernstadt gemeint.
Auch wenn es auf dem ersten Blick teilweise sehr vom Gesamtergebnis abzuweichen scheint, ist es in etwa das, was zu erwarten war. Die Ecke ist eine Grünen- und Uffbasse-Hochburg. Obwohl die Grünen überdurchschnittlich verlieren, müssten sich schon mindestens drei Listen zusammentun, um ganz knapp mehr Stimmen zu haben. Uffbasse ist hier mittlerweile auf Augenhöhe mit der CDU.
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