Die Buxbaum-Karten

August Buxbaum war Stadtbaurat und Architekt. Von ihm wurde unter anderem die Kyritz-Schule und – obwohl selbst radikaler Gegner des Jugendstils – die Fassade des Jugendstilbads entworfen. Er hatte auch einen imposanten Entwurf für einen Rathausneubau vorgelegt, der dann aufgrund des 1. Weltkrieges nicht mehr realisiert werden konnte.

[Korrektur: Es war nicht August Buxbaum, sondern der Michelstädter Stadtarchivar Philipp Buxbaum, von dem die Karten stammen, danke an Kristof für den Hinweis]

Buxbaum interessierte sich aber auch für die Stadtgeschichte und so finden sich in seinem Nachlass die sogenannten Buxbaum-Karten, die die Flurnamen für eine Vielzahl südhessischer Orte vor der Flurbereinigung enthalten, also die alten Namen unter anderem von Wiesen, Gärten, Grundstücken, Straßen, Wege, etc., Namen, die häufig bis ins Mittelalter zurückreichen.

Hinter solchen Namen steckt häufig eine eigene Geschichte. Sie verraten uns in mancher Hinsicht mehr über das mittelalterliche Leben in und um Darmstadt als die wenigen erhaltenen Dokumente, die oft nur landesherrschaftliche Dinge betreffen. Wenn man auf der Karte zu Darmstadt z.B. einen Flurnamen „In der Pfütz“ oder „In der Lache“ findet, weiß man, dass dort mal ein kleiner Teich oder ein sumpfiges Gelände existiert haben muss, „Auf der Haard“ verrät einen bewaldeten Höhenzug.

Nicht immer ist gleich auf dem ersten Blick zu erkennen, was der Name bedeutet. So gibt es in der Gemarkung Darmstadt auch den Flurnamen „An der Täubcheshöhle“. Da muss man dann noch etwas weiter recherchieren. Zum Beispiel im Südhessischen Flurnamenbuch, das auch digitalisiert von der Uni Marburg zur Verfügung gestellt wird. Dann findet man heraus, dass die Täubchenhöhle 1722 noch „Deibelshell“ und 1581 „Teuffels hecken“ hieß. Das südhessische Flurnamenbuch erklärt dann auch gleich die Bedeutung:

Meist handelt es sich um Flurorte, die den Menschen durch ihre natürliche Lage und Beschaffenheit oder durch vorgeschichtliche Funde und daran geknüpfte Sagen unheimlich waren. […] Die mundartliche Form /dɑɪvəl/ für Teufel konnte fälschlicherweise dialektal auch als Diminutivform für Taube aufgefasst werden, so vor allem der Name für das ausgedehnte Waldgebiet in Darmstadt, Arheilgen, Weiterstadt, Braunshardt.
http://lagis.online.uni-marburg.de/de/subjects/idrec/sn/shfb/id/3471/chapter/commentary

Das Staatsarchiv hat die Buxbaum-Karten mittlerweile digitalisiert und auch wenn gelegentlich die Auflösung etwas gering ist, ist das eine leicht zugängliche und dennoch enorm wichtige Quelle. Wer also schon immer mal wissen wollte, wo die Arschkerbe, die Eierwiese oder der große und der kleine Wixergarten war, kann sich ja mal auf die Suche machen:

Darmstadt: Teil 1, Teil 2
Bessungen: Teil 1, Teil 2
Arheilgen: Teil 1, Teil 2
Eberstadt
Pfungstadt: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4
Weiterstadt: Teil 1, Teil 2
Wixhausen: Teil 1, Teil 2
Griesheim: Teil 1, Teil 2

Bei Interesse an weiteren Orten, findet sich hier die gesamte Übersicht der Buxbaumkarten. Die saudoofe Suchfunktion vom Hadis ist eine echte Katastrophe und lässt einen dauerhaften Link nicht zu. Für eine Übersicht aller Karten von den meisten südhessischen Orten muss man so vorgehen: zuerst die Startseite aufrufen, die ist hier. Buxbaum als Suchbegriff eingeben und dann den zweiten Treffer „O 61 Buxbaum: Materialsammlung Buxbaum“ anklicken.

18 Responses to Die Buxbaum-Karten

  1. Marc says:

    Oder man guckt bei der „Täubcheshöhle“ im Stadtplan ein Stück weiter nach Westen auf Weiterstädter Gemarkung. Dort heißt der Wald dann „Teufelshölle“. 😉

    Ok, dass das tatsächlich zusammenhängt, weiß ich seit diesem Blogeintrag.

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  3. Kristof says:

    Hm, da wird es wohl mal höchste Zeit, dass jemand die Karten in einen geordnetem Zustand bringt 😉

    • Ja, ich finde es auch sehr schade, wie man da seitens des Archivs vorgeht. Es ist ja super, dass die immer mehr digitalisieren (wer würde schon für jede Kleinigkeit ins Archiv tappen? Außerdem schützt das die Originale ja besser, wenn Recherchen mehr über Digitalisate durchgeführt werden), aber da macht man sich schon die Mühe und schlampt dann bei der letzten Hürde, der Präsentation. Da hat man dann mal gern bei Karten zu niedrige Auflösung bzw. zu hohe Komprimierung (als wenn’s heute noch auf ein paar MB ankommen würde) und die Suchfunktion im Hadis hat mehr was von einem einarmigen Banditen. Zweimal derselbe Suchbegriff kann zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen, manchmal findet er auch gar nix, obwohl es Dutzende von Treffern gibt. Und einfache Befehle wie +/AND überfordern die Suchmaske auch schnell mal. Das ist sehr schade, weil gerade solche Suchen durch alle Dokumente durch die Digitalisierung Zusammenhänge hervorbringt, die auf konventionelle Art schwierig zu entdecken waren.

        • Kristof says:

          Hmpf, noch nicht ganz vollständig, merke ich gerade.

          • Sieht soweit doch schon mal ganz gut aus. Auf jeden Fall besser als im Hadis. Ich frage mich, allerdings gerade, wie das Copyright-mäßig mit Sachen aus dem Hadis ist. Andere Archive und Digitalisierungsprojekte weisen normalerweise darauf hin, dass eine Weiterverwendung im Sinne von fair use oder creative commons möglich ist. Beim Hadis finde ich so was nicht?

          • Kristof says:

            Ja, *hust*. Die Bilder sind ja nicht kopiert. Ich habe nur neue Verweise zusammengestoppelt. Gut, die Texte sind kopiert ….
            Verpetzt mich nicht 🙂

          • Huch, stimmt, hatte ich gar nicht beachtet, gut, Links auf deren Seite sind sicher kein Problem, prinzipiell würde mich aber schon mal interessieren, wie das Staatsarchiv das handhabt. Normalerweise sehe ich die ja im Auftrag des Landes, i.e. der Steuerzahler, und eine nicht kommerzielle Weiterverarbeitung sollte eigentlich mein Recht als Bürger sein … rein juristisch haben die aber an ihren Digitalisaten eigentlich volle Urheberrechte … wahrscheinlich hat man sich diese Frage da nie wirklich gestellt, trotz der lobenswerten Digitalisierung sind die im Staatsarchiv im Internet-Zeitalter einfach noch nicht angekommen.

          • Kristof says:

            Ich habe natürlich mal nachgefragt, mal schauen, was die antworten. Bei der ULB habe damals ich sogar persönlich nachgefragt und bin auf viel Wohlwollen gestossen.

            Die Bux-Liste sollte übrigens jetzt komplett sein. Was mir nicht ganz klar ist: Die Karten sind ja wohl 19soundso erstellt, zeigen aber den Stand von 18mitte oder so. Richtig? Gibt es genauere Datümmer? Und warum zeichnet jemand alte Flurkarten ab? Hm …

          • Buxbaum hat das, ich glaube, ca. 1920 angefertigt anhand von Vorlagen aus der Mitte des 19. Jhd. Genauen Grund weiß ich nicht, aber Buxbaum war sehr an der Regionalgeschichte interessiert. Die Original-Flurkarten dürften nicht mehr alle im besten Zustand gewesen sein und in Zeiten, da man noch nicht digitalisieren konnte, hat man eben selbst gezeichnet. 😉 War sicher auch als Arbeitskopie für ihn persönlich gedacht. Aus heutiger Sicht stellt sich da natürlich die Frage, ob er immer alles korrekt übertragen hat.

            Konkreter Grund dürfte auch gewesen sein, den Datenbestand von vor der Flurbereinigung im 19. Jhd. zu erhalten.

  4. Kristof says:

    Ich werde was tun. Zumindest gzbl. der Buxbaum-Karten.

    (Einige Karten der ULB gibt es in guter Auflösung hier http://darmstadt.ykom.de/ und hier http://langen.ykom.de/)

  5. Kristof says:

    Interessant allemal.

  6. Kristof says:

    Auch wenn August Buxbaum ein naheliegender Urheber der Karten wäre, so war es doch laut HStAD Philipp Buxbaum aus Michelstadt, der hier so fleissig war. Tückischerweise haben die beiden fast zeitgleich gelebt …
    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=b388

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