Es begann so vielversprechend

Schon vor einigen Wochen hatte die Frankfurter Rundschau einen Bericht über den neuen Pächter der Burg Frankenstein (http://www.fr.de/rhein-main/darmstadt-dieburg-werwolf-wird-burgherr-a-1284395). Als es darum geht, ob Mary Shelley durch die Burg zu ihrem Roman Frankenstein inspiriert wurde, wird der neue Pächter doch tatsächlich mit den Worten zitiert:

„Belegt ist aber nur, dass sie in Gernsheim war“

Genau. 43 Jahre lang konnte man seinem Vorgänger nicht begreiflich machen, dass mehr nicht ist. Shelley war für 3 Stunden in Gernsheim, bei Nacht. Sie war niemals auf der Burg.

Leider geht der Artikel dann aber so weiter:

Dagegen sei sicher, dass der 1673 auf der Burg geborene Theologe, Alchemist und Arzt Johann Konrad Dippel Versuche mit Schwarzpulver in einem der Türme machte.

Au.

Bisher hieß es immer, es wäre Nitroglyzerin gewesen. Dass das nicht sein kann, weil es damals noch gar kein Nitroglyzerin gegeben hat, sollte eigentlich dazu führen, dass man auf die Idee kommt, dass die ganze Geschichte nicht stimmt. Statt dessen ersetzt man das Nitroglyzerin durch Schwarzpulver, das gab’s damals ja.

Klar, niemand kann völlig ausschließen, dass Dippel irgendwann irgendwo irgendwie mal mit Schwarzpulver herumexperimentiert hat, nur gibt es keinerlei Hinweise darauf. Vielleicht hat er auch bei Vollmond im Burghof Sirtaki getanzt, wer weiß? Davon ausgehen würde ich aber nicht. Warum also sollte man davon ausgehen, er hätte mit Schwarzpulver experimentiert?

Außerdem gibt es auf dem ehemals von Kelten genutzten Areal Magnetsteine

Es gibt nicht einen einzigen keltischen Fund auf dem Areal.

Und Terra X legt nach… noch ein Beitrag aus dem Unbildungsfernsehen

Hatte ich glatt verpasst, wurde aber glücklicherweise darauf aufmerksam gemacht. Nicht nur der kleine Spartensender Kabel 1 Doku hatte in Zusammenhang mit Mary Shelleys Frankenstein unsere Burg Frankenstein und Johann Konrad Dippel im Programm, sondern auch das ZDF: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/mythos-frankenstein-100.html.

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Mysterien im Schloss

Eben auf „Kabel 1 Doku“ in der Sendung „Mysterien im Schloss“: endlich mal wieder eine Runde „Johann Conrad Dippel ist Frankenstein“ mit dramatischen Aufnahmen von unserer Burg Frankenstein. Wer es sehen will, wird in der Mediathek von K1 Doku fündig: http://www.kabeleinsdoku.de/tv/mysterien-im-schloss/video/11-der-gefangene-mit-der-eisernen-maske-ganze-folge

Keine Ahnung, wie lange K1 Doku ganze Folgen in ihrer Mediathek lassen, also im Zweifelsfall beeilen, bevor es gelöscht wird. Der Teil mit Dippel beginnt bei ca. 7:30 Minuten und endet bei ca. 13:25. In der Sendung kommt als Expertin Miranda Seymour zu Wort. Über deren Seriosität hatte ich mich bereits hier mal ausgelassen: https://darmundestat.wordpress.com/?s=bl%C3%B6de+details

Ich wollte ursprünglich die Fehler der Sendung auseinander nehmen, aber das ist eigentlich zu mühselig, weil es einfach nur 6 Minuten lang haarsträubender Quatsch ist. Aber falls es mal jemand googlet, jetzt oder wenn die Sendung wiederholt wird: praktisch keine der Aussagen in der Sendung entspricht den Tatsachen. Abgesehen von ein paar kleinen unbedeutenden Details, wie dass die Burg im 13. Jahrhundert gebaut wurde, stimmt nichts von dem, was gesagt wurde. Der überwiegende Teil ist frei erfunden, der Rest grob aus dem Zusammenhang gerissen.

Dippel, Shelley und Burg Frankenstein auf Englisch

Ich habe festgestellt, dass mein Englisch ein wenig eingerostet ist, lesen und verstehen geht nach wie vor ohne Probleme, aber um selbst längere Texte zu schreiben, bin ich doch etwas aus der Übung. Ich habe deshalb etwas gemacht, was ich schon länger machen wollte, aber nie Lust dazu hatten, nämlich einige grundsätzliche Dinge über die angeblichen Zusammenhänge zwischen der Burg Frankenstein, dem dort geborenen Johann Konrad Dippel und Mary Shelleys berühmten Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“, die ich bei meinen Recherchen vor einiger Zeit herausgefunden habe, ins Englische zu übertragen. Das sehe ich als notwendig an, weil während im deutschsprachigen Raum die letzten Jahre durchaus eine Relativierung der Thesen zu beobachten ist, ist es im englischsprachigen Raum eher noch schlimmer geworden. Dazu muss man nur mal schauen, welche Entwicklung die jeweiligen Artikel in der deutsch- und in der englischsprachigen Wikipedia genommen haben.

Hier einen einzelnen englischsprachigen Artikel reinzuknallen, kam mir aber irgendwie komisch vor, deshalb habe ich eine eigene Unterseite dazu erstellt: https://darmundestat.wordpress.com/sonstiges/mary-shelleys-frankenstein-castle-frankenstein-and-the-alchemist-johann-conrad-dippel/

Weitere Anmerkungen zum (Online-)Stadtlexikon

So, eine kleine Ergänzung zum gestrigen Beitrag. Ich habe noch ein bisschen in der Onlineversion des Stadtlexikons gestöbert und habe noch zu ein paar anderen Artikeln ein paar Anmerkungen.

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Irrtümer zum Frankenstein

Vom Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein gibt es eine neue Broschüre über die Irrtümer, die über den Frankenstein verbreitet werden: link hier.

Unterschied zu älteren Veröffentlichungen ist, dass hier nicht nur Mitglieder des Geschichtsvereins und unbedeutende Blogger wie ich zu Wort kommen, sondern vor allem unabhängige Historiker. Es soll jetzt also bitte keiner mehr behaupten, dass das nur ein persönlicher Streit zwischen dem Geschichtsverein und Walter Scheele wäre.

Nazi-UFOs auf dem Frankenstein

Na, ist das mal ne Überschrift?

Wie komm ich da drauf? Naja, natürlich bin da nicht ich drauf gekommen, sondern Walter Scheele, selbsternannter Burgschreiber der Burg Frankenstein und die Hauptquelle für die haltlose Behauptung, Johann Konrad Dippel wäre das reale Vorbild für Mary Shelleys Frankenstein gewesen.

Scheele hat gerade ein neues, teilweise allerdings aus alten Versatzstücken bestehendes Buch über die Burg Frankenstein veröffentlicht (Burg Frankenstein – eine Zeitreise), und ich dachte mir, hungernde Künstler muss man unterstützen und hab mir die Kindle-Version für 4,- € geleistet.

Auf die altbekannten Thesen will ich nur kurz eingehen. Im Prinzip gilt immer noch dasselbe, was Michael Müller (hier) und ich (hier) vor ein paar Jahren dazu geschrieben haben, wobei ich meinen Text dazu noch mit ein/zwei neueren Erkenntnissen (hier) ergänzen müsste. An der Grundaussage ändern die aber nichts.
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Themen bei Führungen auf Burg Frankenstein

Öha, grade erst entdeckt: „Burgschreiber“ Walter Scheele bietet seit einiger Zeit sonntags kostenfreie Führungen durch die Burg Frankenstein an (bislang nahm er 75,- Euro + Mehrwertsteuer). Wie ich eben auf der Homepage des Burgpächters gesehen habe, zaubert er dazu jede Woche ein neues Thema hervor. Das verdient Respekt, zumal er sich das meiste davon ja bloß ausdenkt. Auf der Homepage ist auch eine Liste der Themen, am 06.07.2014 war beispielsweise Thema: „Frankensteiner ab 948 – Ritter artikulieren Turnierregeln“, im 10. Jahrhundert gab es  weder die Frankensteiner (zumindest nicht die Frankensteiner von der Bergstraße) noch Ritterturniere.

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Johann Conrad Dippel

Der auf der Burg Frankenstein geborene und in Nieder-Ramstadt und Darmstadt zur Schule gegangene Johann Conrad Dippel war im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert eine bekannte Persönlichkeit in den deutschsprachigen Ländern sowie einiger angrenzender Staaten wie Holland, Dänemark und Schweden. Auch im 19. Jahrhundert wurde sein Werk und Wirken noch kontrovers diskutiert. Erst danach geriet er vorübergehend in Vergessenheit, bis er aufgrund seines Geburtsortes ab den 1960ern für allerlei erfundene Geschichten, die einen nicht vorhandenen Bezug zu Mary Shelley belegen sollen, reaktiviert wurde.

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Neues vom Frankenstein

Nachdem ich meinen alten Blog und auch sonst alles gelöscht hatte, was ich im Internet veröffentlicht hatte, kam die Anfrage vom Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein, ob sie meine Ausführungen zum Thema Johann Konrad Dippel als angebliche Vorlage für den Roman Frankenstein auf ihren Internetseiten veröffentlichen dürfen. Ich hatte aber zwischenzeitlich erneut dazu recherchiert und war dabei auf völlig neue Sachen gestoßen. Ich habe daher dann meinen Aufsatz dazu noch einmal komplett überarbeitet und die neuen Erkenntnisse eingearbeitet, was mich mehr oder minder die freien Tage zwischen Weihnachten und Neujahr gekostet hat.

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