Und Terra X legt nach… noch ein Beitrag aus dem Unbildungsfernsehen

Hatte ich glatt verpasst, wurde aber glücklicherweise darauf aufmerksam gemacht. Nicht nur der kleine Spartensender Kabel 1 Doku hatte in Zusammenhang mit Mary Shelleys Frankenstein unsere Burg Frankenstein und Johann Konrad Dippel im Programm, sondern auch das ZDF: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/mythos-frankenstein-100.html.

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Mysterien im Schloss

Eben auf „Kabel 1 Doku“ in der Sendung „Mysterien im Schloss“: endlich mal wieder eine Runde „Johann Conrad Dippel ist Frankenstein“ mit dramatischen Aufnahmen von unserer Burg Frankenstein. Wer es sehen will, wird in der Mediathek von K1 Doku fündig: http://www.kabeleinsdoku.de/tv/mysterien-im-schloss/video/11-der-gefangene-mit-der-eisernen-maske-ganze-folge

Keine Ahnung, wie lange K1 Doku ganze Folgen in ihrer Mediathek lassen, also im Zweifelsfall beeilen, bevor es gelöscht wird. Der Teil mit Dippel beginnt bei ca. 7:30 Minuten und endet bei ca. 13:25. In der Sendung kommt als Expertin Miranda Seymour zu Wort. Über deren Seriosität hatte ich mich bereits hier mal ausgelassen: https://darmundestat.wordpress.com/?s=bl%C3%B6de+details

Ich wollte ursprünglich die Fehler der Sendung auseinander nehmen, aber das ist eigentlich zu mühselig, weil es einfach nur 6 Minuten lang haarsträubender Quatsch ist. Aber falls es mal jemand googlet, jetzt oder wenn die Sendung wiederholt wird: praktisch keine der Aussagen in der Sendung entspricht den Tatsachen. Abgesehen von ein paar kleinen unbedeutenden Details, wie dass die Burg im 13. Jahrhundert gebaut wurde, stimmt nichts von dem, was gesagt wurde. Der überwiegende Teil ist frei erfunden, der Rest grob aus dem Zusammenhang gerissen.

Irrtümer zum Frankenstein

Vom Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein gibt es eine neue Broschüre über die Irrtümer, die über den Frankenstein verbreitet werden: link hier.

Unterschied zu älteren Veröffentlichungen ist, dass hier nicht nur Mitglieder des Geschichtsvereins und unbedeutende Blogger wie ich zu Wort kommen, sondern vor allem unabhängige Historiker. Es soll jetzt also bitte keiner mehr behaupten, dass das nur ein persönlicher Streit zwischen dem Geschichtsverein und Walter Scheele wäre.

Nazi-UFOs auf dem Frankenstein

Na, ist das mal ne Überschrift?

Wie komm ich da drauf? Naja, natürlich bin da nicht ich drauf gekommen, sondern Walter Scheele, selbsternannter Burgschreiber der Burg Frankenstein und die Hauptquelle für die haltlose Behauptung, Johann Konrad Dippel wäre das reale Vorbild für Mary Shelleys Frankenstein gewesen.

Scheele hat gerade ein neues, teilweise allerdings aus alten Versatzstücken bestehendes Buch über die Burg Frankenstein veröffentlicht (Burg Frankenstein – eine Zeitreise), und ich dachte mir, hungernde Künstler muss man unterstützen und hab mir die Kindle-Version für 4,- € geleistet.

Auf die altbekannten Thesen will ich nur kurz eingehen. Im Prinzip gilt immer noch dasselbe, was Michael Müller (hier) und ich (hier) vor ein paar Jahren dazu geschrieben haben, wobei ich meinen Text dazu noch mit ein/zwei neueren Erkenntnissen (hier) ergänzen müsste. An der Grundaussage ändern die aber nichts.
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Wahrheit ist geschäftsschädigend

Ach, wenn man einmal mit dem Frankenstein anfängt, ergeben sich immer gleich jede Menge andere Dinge. Eines, was ich gerade erfahren habe, ist folgendes:

Die staatliche Schlösserverwaltung des Landes Hessen hat in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein 50.000 Exemplare eines Faltblatts drucken lassen (müsste das hier sein, gibt’s auch in Englisch). Es ist die typische kostenlose Auslegeware für interessierte Touristen, wie man sie auf fast allen Burgen und Schlössern findet. Finanziert wurde der Druck von Steuergeldern. Als Gaststättenbetreiber einer Burggaststätte sollte man für so ein Geschenk des Landes Hessens und engagierter Bürger eigentlich dankbar sein, sollte man meinen. Nicht so jedoch auf der Burg Frankenstein, denn der Gaststättenpächter Mathias Bührer, der da oben Hausrecht hat, weigert sich das Faltblatt zu verteilen. Der Grund? In dem Faltblatt steht eben auch, dass die häufig getroffene Behauptung einer Verbindung der Burg mit Mary Shelleys Roman Frankenstein oder der moderne Prometheus unhaltbar ist. Das stimmt zwar, ist aber eine geschäftsschädigende Feststellung.

Wer mal da oben im Restaurant zu Gast ist, kann Herrn Bührer ja mal auf das Faltblatt ansprechen. Ist doch schade, dass der Steuerzahler da etwas bezahlen muss, das dann niemand nutzen kann, weil es dem persönlichen Geschäftsmodell eines Gaststättenbetreibers widerspricht.


Disclaimer/Haftungsausschlussklausel: Dieser Blogeintrag ist nicht geschäftsschädigend! Leute an der Nase herumführen dagegen schon.

Themen bei Führungen auf Burg Frankenstein

Öha, grade erst entdeckt: „Burgschreiber“ Walter Scheele bietet seit einiger Zeit sonntags kostenfreie Führungen durch die Burg Frankenstein an (bislang nahm er 75,- Euro + Mehrwertsteuer). Wie ich eben auf der Homepage des Burgpächters gesehen habe, zaubert er dazu jede Woche ein neues Thema hervor. Das verdient Respekt, zumal er sich das meiste davon ja bloß ausdenkt. Auf der Homepage ist auch eine Liste der Themen, am 06.07.2014 war beispielsweise Thema: „Frankensteiner ab 948 – Ritter artikulieren Turnierregeln“, im 10. Jahrhundert gab es  weder die Frankensteiner (zumindest nicht die Frankensteiner von der Bergstraße) noch Ritterturniere.

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Neue Details zu den Monstermythen auf Burg Frankenstein

Ich hatte ja gerade zugegeben, dass ich manchmal auch einfach bei Google Books recherchiere. Bevor mir einer einen Strick daraus dreht: mir sind sämtliche Schwierigkeiten dabei bewusst. Ein paar interessante Details kann man dennoch immer mal wieder dabei entdecken. Diesmal bin ich seit längerer Zeit mal wieder auf den Mythos um Burg Frankenstein zurückgekommen.

Meine Recherchen dazu hatte ich ja Ende 2011 mit einem immerhin 13-seitigen Aufsatz abgeschlossen, der Anfang 2012 auf der Internetseite des Geschichtsvereins Eberstadt-Frankenstein veröffentlicht wurde (nachzulesen hier). Ich hatte dabei festgestellt, dass die häufige Behauptung, Mary Shelley wäre von der Burg Frankenstein zu ihrem berühmten Roman Frankenstein oder der moderne Prometheus inspiriert worden, lediglich ein moderner Mythos ist, der nach dem 2. Weltkrieg entstand, bedingt zum einen durch die Stationierung von US-Truppen nahe der Burg, die später dann auch das jährliche Halloween-Festival ins Leben riefen, und der amerikanischen Tourismusbranche, die Flüge nach Frankfurt verkaufen wollte und deshalb mit einer frei erfundenen Geschichte einen Zusammenhang zwischen der Burg Frankenstein und Shelleys Roman herstellte.

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Johann Conrad Dippel

Der auf der Burg Frankenstein geborene und in Nieder-Ramstadt und Darmstadt zur Schule gegangene Johann Conrad Dippel war im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert eine bekannte Persönlichkeit in den deutschsprachigen Ländern sowie einiger angrenzender Staaten wie Holland, Dänemark und Schweden. Auch im 19. Jahrhundert wurde sein Werk und Wirken noch kontrovers diskutiert. Erst danach geriet er vorübergehend in Vergessenheit, bis er aufgrund seines Geburtsortes ab den 1960ern für allerlei erfundene Geschichten, die einen nicht vorhandenen Bezug zu Mary Shelley belegen sollen, reaktiviert wurde.

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Blöde Details

Ich hab grad mal wieder einen Blick in Wikipedia geworfen und mir den aktuellen Stand der Artikel rund um den Frankenstein/Dippel-Mythos angesehen, was immer wieder irgendwo zwischen haarsträubend und urkomisch ist. Man wundert sich aber schon ein bisschen, wie scheißegal manchem Geisteswissenschaftler offenbar schnöde Fakten sind. So liest man auf Wikipedia unter anderem:

Die Literaturwissenschaftlerin Miranda Seymour weist darauf hin, dass Mary Shelley in ihrem Tagebuch kurz nach ihren Reisen durch die Region um Burg Frankenstein von „gods [making entirely] new men“ spricht. Sie hält den Zusammenhang für mehr als lediglich zufällig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Frankenstein_(Roman)#cite_ref-21

Mal abgesehen davon, dass es mir sehr schwerfällt, irgendeinen Zusammenhang zwischen der Aussage: „Gott schafft völlig neue Menschen“ und „Johann Konrad Dippel ist das Vorbild Frankensteins“ zu sehen, stimmt die Behauptung einfach nicht. Shelley schreibt am 28. August 1814 (also bereits Tage bevor sie den viel diskutierten Aufenthalt in Gernsheim hat):

[…] and there surveyed at our ease the horrid and slimy faces of our companions in voyage; our only wish was to absolutely annihilate such uncleanly animals, to which we might have addressed the boatman’s speech to Pope: „‚Twere easier for God to make entirely new men than attempt to purify such monsters as these.“ After a voyage in the rain rendered disagreable only by the presence of these loathsome creepers we arrive, Shelley [Anm.: gemeint ist Percy Shelley] much exausted, at Dettingen [Anm.: gemeint ist Dottingen im Schwarzwald Korrektur: gemeint ist natürlich Döttingen in der Schweiz, sorry] our resting place for the night.

Man sieht also: der Satz hat gar nichts mit einem monstererschaffenden Frankenstein zu tun. Shelley bezeichnete ein paar Mitreisende aufgrund ihres heruntergekommenen Erscheinungsbilds als „Monster“. Außerdem ist es ein Zitat und stammt ursprünglich gar nicht von ihr. Und dann ist die Behauptung, Shelley hätte diese Aussage „kurz nach ihren Reisen durch die Region um Burg Frankenstein“ getroffen, schlicht falsch. Es war vorher.

Es ist schon reichlich verwunderlich, wie sehr offenbar so viele Menschen krampfhaft wollen, dass Shelleys Roman ein konkretes historisches Vorbild hat. Als wenn sich dadurch etwas an der Qualität des Werkes ändern würde…

Halloween und die Burg Frankenstein

Ist ja grad wieder das Halloween-Festival auf Burg Frankenstein…

In Zeitungsartikeln und Selbstdarstellungen wird Halloween auf der Burg Frankenstein meist mit dem US-Soldaten Brian Hill begonnen, der 1976 die erste Halloween-Feier auf der Burg veranstaltet hatte und dies daraufhin über viele Jahre hinweg wiederholte. Tatsächlich beginnt die Geschichte aber schon sehr viel früher, nämlich 1952.

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